Blockheizkraftwerk für die Grund- und Hauptschule





26.09.2001 Stellungnahme der Gemeindeverwaltung zur Anfrage vom 01.09.2001
Auszug aus dem Beschlussbuch zur 10. Sitzung des Gemeinderates vom 26.09.2001


Zu den Einzelanfragen nimmt die Verwaltung soweit möglich, wie folgt Stellung:

zu 1)

Nach Rücksprache mit dem Bürgermeister der Stadt Pfaffenhofen a.d. Ilm wurde durch eine
Privatperson ein Biomasse-Kraftwerk angedacht.

In diesem Zusammenhang hat sich dann eine private Investoren- und Betreibergruppe gebildet, der
u.a. ein Ing.Büro angehört, welches die entsprechenden Ermittlungen und Berechnungen des
nunmehrigen Kraftwerkes vornahm.

Dieses Kraftwerk hat eine Leistung von 40 Megawatt, der derzeitige Auslastungsgrad beträgt rd. 30
Megawatt.

Die Kosten der Anlage betrugen rd. 70 Mio. DM, wobei davon rd. 24 Mio. DM Landeszuschüsse
waren, der Bund beteiligte sich mit einem zinslosen Darlehen in Höhe von rd. 6 - 8 Mio. DM.

Verträge zur Abnahme von Energie haben die Stadt für ihre Gebäude, der Landkreis mit seinen
Einrichtungen (Krankenhaus, Berufsschule usw.) sowie die Fa. Hipp (Babynahrung) und Fa.
Müllerbräu mit dem privaten Betreiber abgeschlossen.

Eine Beteiligung an den Investitionskosten durch die Stadt erfolgte nicht.

Unter dieser Prämisse ist festzuhalten, dass in Pfaffenhofen äußerst günstige Voraussetzungen
vorlagen, den Verpflichtungen der BRD den Kohlendioxydausstoß um 25 % zu vermindern
nachzukommen.

Derartige Vorhaben dürften allerdings weder in Markt Indersdorf noch in den umliegenden
Nachbargemeinden ohne weiteres zu finden sein.

Ob und inwieweit diesbezüglich in Markt Indersdorf diesen Vorgaben nachgekommen werden kann,
dürfte wohl einem Gutachten vorbehalten bleiben, wobei es aus Sicht der Verwaltung fraglich ist ob
und vor allem wie diese "Verpflichtung" in dieser Höhe eingehalten werden kann. Auch sollte nicht
außer Acht gelassen werden, dass ein Gutachten nur dann Sinn macht, wenn dieses auch
umgesetzt werden kann.

Auftragsplanungen wie Markt Indersdorf die Vorgabe der BRD erreichen kann, liegen durch den
Gemeinderat noch nicht vor, sie sind im übrigen auch nicht alleinige Aufgabe des Bürgermeisters.

Zu 2a)

Beim Erweiterungsbau wurden am Bestand keine Veränderungen vorgenommen. Die
Neubaumaßnahmen wurden nach den anerkannten Regeln der Technik auch Vorgaben errichtet.
Ein Planungsbüro wurde zwischenzeitlich beauftragt, im Zusammenhang mit der Sanierung der
Heizungs- und Lüftungsanlagen des Hallenbades und der Turnhalle eine
Wirtschaftlichkeitsberechnung zu erstellen.

Zu 2b)

Der durchschnittliche Energieverbrauch im Rathaus Markt Indersdorf betrug in den vergangenen
Jahren wie folgt:

1999 -StromDM 6.814,--
ÖlDM 3.741,61 =10.555,61 =DM 620,92 Mitarbeiter/Jahr
2000 -StromDM 6.930,62
ÖlDM 3.955,52 =10.886,14 =DM 604,79 Mitarbeiter/Jahr

Lt. Nachfrage bei den Nachbargemeinden Altomünster, Erdweg, Haimhausen, Odelzhausen,
Petershausen, Röhrmoos, Schwabhausen, Vierkirchen und Weichs ergab, dass vergleichbare
Unterlagen bzw. Werte dort nicht vorliegen.

Im übrigen wird seitens der Verwaltung darauf hingewiesen, dass die vorgenannten Werte auch
nicht repräsentativ sein dürften (z.B. wo ist der Arbeitsplatz, Halbtags- oder Ganztagskraft usw.)

In den Gemeinden Altomünster und Haimhausen sind Energiegutachten vorhanden, in welchen auf
Maßnahmen zur Einsparung von Strom und Heizung hingewiesen wird (Energiesparlampen,
Außenfühler für die Heizung, Heizkörperthermostate, Gebäudeaussenisolierung usw.).

Für das Rathaus Markt Indersdorf gilt, dass Aussenfühler, Heizkörperthermostate, Sparlampen in
den Fluren und Treppenhäusern vorhanden sind.

In den Büroräumen sind sämtliche Leuchten mit energiesparenden Vorschaltgeräten ausgestattet
(herkömmliche Vorschaltgeräte haben ca. 15 Watt Wärmeverlust, die vorhandenen ca. 2 Watt).
Beide Sitzungssäle sind mit Helligkeitssteueranlagen ausgerüstet um auch während den Sitzungen
Energie zu sparen.
Ferner ist eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 1,1 kW vorhanden, welche demnächst auf
die doppelte Leistung erweitert wird.

Auch hier gilt, dass Aussagen über "weitere" Einsparmöglichkeiten nur über ein Gutachten geklärt
werden können.

Aufgrund der Vielzahl der bereits vorhandenen Sparregelungen stellt sich in diesem Zusammenhang
allerdings vorab die Kosten - Nutzen Frage.

Zu 2c)

Pumpstationen:

Der Markt Markt Indersdorf betreibt derzeit im Gemeindebereich 18 Pumpwerke. Um einen sicheren
Betrieb zu gewährleisten und unnützen Stromverbrauch zu vermeiden (Pumpendauerlauf), ist der
Markt dazu übergegangen, die Stationen wöchentlich zu überprüfen. Die älteste Pumpstation wird in
diesem Jahr gründlich überholt und auf den neuesten Stand gebracht.

Zentralkläranlage:

Der Stromverbrauch lag im ersten Jahr nach Inbetriebnahme bei 40 kWh (EW a). = Einwohnerwert
und Jahr. Nach der Literatur liegt der Stromverbrauch bei vergleichbaren Anlagen um ca. 45 kWh
(EW a). Durch Umstellungen in der Verfahrenstechnik ist dem Markt gelungen, bei gleichbleibender
und beim Stickstoffabbau sogar verbesserter Abbauleistung, den Stromverbrauch auf ca. 25 kWh
(EW a) zu senken.

Durch den gewählten neuen Entsorgungsweg für den anfallenden Klärschlamm wird sich dieser Wert
leider nicht mehr erreichen lassen.

Kläranlage Niederroth:

Die um 1980 gebaute Kläranlage war ursprünglich nur für den Abbau von Kohlenstoff (organische
Verschmutzung) ausgelegt.

Elektrische Energie wurde zum Heben des Abwassers, zur Rücklaufschlammbeförderung und zum
Antrieb der Scheibentauchkörper (Biologie) benötigt.

Hier bestand keine Möglichkeit, Strom einzusparen.

Um den Rothbach zu entlasten, hat sich die Gemeinde im Herbst 1998 entschlossen, für den
Stickstoffabbau, einen von der Stadt Neuburg a.d. Donau übereigneten Walzentauchkörper
einzubauen. Die Bescheidswerte werden jetzt gehalten, der Stromverbrauch ist aber um ca. 3000
kWh jährlich gestiegen.

Zu 3)

Die Nutzung von passiver Sonnenenergien wurde bereits einmal durch den Gemeinderat im
Bebauungsplanvorentwurf "Kirchfeld" in Betracht gezogen. Ein Bauleitplan für dieses Areal steht
demnächst an.
Über eine Umsetzung einer derartigen Nutzung im Bebauungsplan "Schroppenteile" hat der
Gemeinderat zu entscheiden.
Im Rahmen der rechtskräftigen Bauleitplanung "Innenbereichssatzung Ottmarshart" wurde der
Möglichkeit zum Bau von Niedrigenergiehäusern durch den Gemeinderat bereits Rechnung
getragen.

Zu 4)

In der Sitzung am 21.03.2001 hat sich der Gemeinderat mit 17 : 3 Stimmen dafür ausgesprochen,
Klärschlamm nicht mehr an die Landwirtschaft abzugeben, sondern diesen zu einer
Kompostieranlage abzufahren, um ihn dann im Landschaftsbau wieder zu verwerten.

Folgende Alternativen zur maschinellen Entwässerung (Klärschlammreduktion) wären gegeben:

Kompostierung (Verrottung)

Eine Kompostierung des Klärschlamms ist nur nach vorheriger Entwässerung möglich. Durch den
relativ hohen technischen Aufwand und Platzbedarf wäre eine Kompostierungsanlage nur bei
Zusammenschluss von mehreren Kläranlagen wirtschaftlich. Es bleibe dann immer noch das
Problem der Vermarktung des Substrats, dieses ist gesetzlich gesehen immer noch Klärschlamm.
Auch ist bei dieser Lösung auf die Geruchsbelästigung hinzuweisen.

Vererdung

Bei diesem Verfahren muss der anfallende Klärschlamm nicht gepresst werden, sondern wird
schichtweise in Erdbecken gepumpt und mit verschiedenen Gras bzw. Schilfsorten bepflanzt. Es
sind mehrere Beckeneinheiten nötig, daraus ergibt sich ein relativ hoher Flächenbedarf. Für den
Schlammanfall im Gemeindebereich wären ca. 10.000 m2 Fläche notwendig. Der übliche Zeitraum
bis zur Räumung der Becken beträgt 10 Jahre.

Erreicht wird vor allem eine Volumenreduktion.
Investitionskosten 350.000,-- bis 1 Mio. je nach Bauausführung.
Restprodukt (Humus) gilt immer noch als Klärschlamm, kann aber aufgrund seines niedrigen
Gehalts an organischen Stoffen nicht mehr verbrannt werden.

Solare Trocknung

Volumenreduzierung auf ein Drittel der ursprünglichen Menge. Es gibt die Möglichkeit Nasschlamm
oder entwässerten Schlamm zu verarbeiten.
Auf vorhandener Fläche wäre eine Trocknung der Gesamtmenge nur nach vorheriger Entwässerung
möglich.
Investitionskosten ca. DM 400.000,-- Bauwerk und ca. DM 100.000,-- Schlammpresse.




Anfrage zur Gemeinderatssitzung am 5.9.01:


Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

in der letzten Gemeinderatssitzung am 18. Juli haben Sie dem Gemeinderat in Zusammenhang
mit dem Erdgasanschluss für Markt Indersdorf das Recht abgesprochen, die Art der
notwendigen Heizungserneuerung in unserer Verbandsschule zu beraten.

Sie haben mit Hinweis auf eine zeitlich dringende Entscheidung in der am darauf folgenden
Mittwoch stattfindenden Schulverbandssitzung den mit 400.000 DM teuer zu zahlenden
Gasanschluss erreicht. Wenige Tage später erfuhr ich, dass dieses Thema gar nicht auf der
Tagesordnung des Schulverbands stand. Deshalb habe ich Ihnen vorgeworfen, den
Gemeinderat gelinkt zu haben. Da "gelinkt" in vielfältiger Bedeutung verwendet werden kann,
ersetze ich es hiermit mit "hereingelegt". Ich habe wegen des von Ihnen dargestellten zeitlichen
Zusammenhangs mit der Schulverbandssitzung für den Gasanschluss gestimmt und bin damit
auf Ihre hinterhältige Argumentation hereingefallen. Ich fühle mich deshalb von Ihnen
hereingelegt. Genau dies habe ich mit dem Vorwurf aussagen wollen, Sie hätten den
Gemeinderat gelinkt.

Andern Orts wird bei derartigen Themen (Energiegewinnung, Einsatz nachwachsender
Rohstoffe wie z.B. Holz oder Rapsöl, Blockheizkraftwerke u.ä.) die Bevölkerung z.B. in Form
von Agenda-Gruppen in die Beratung mit einbezogen. In Markt Indersdorf werden selbst dem
Gemeinderat die dazu nötigen Informationen und die dazu gewünschte Diskussion von Ihnen
verwehrt. Selbstverständlich ist allen klar - das war auch nie in Frage gestellt worden,dass
letztendlich die Schulverbandsversammlung die neue Heizung beschließen und verantworten
muss. Aber auch diesem Gremium kann ein voraus gehende öffentliche Diskussion in keiner
Weise schaden.

Vielleicht käme man dann neben den reinen Fragen der Technik auch mal zu Ideen der
Energieeinsparung durch Änderung des Nutzungsverhaltens der Schüler und Lehrkräfte in der
Schule. In anderen Schulen konnten damit immense Einsparungen erzielt werden. Meist wird
bei derartigen Aktionen der eingesparte Geldbetrag zwischen Schulträger und Schule geteilt.
Dies ist von Haus aus die Garantie für eine hervorragende Motivation von Schülern und
Lehrern.

In der letzten Gemeinderatssitzung haben viele Räte den Wunsch geäußert, als erstes
Informationen über die Planungen bzgl. der Heizungserneuerung in der Schule zu bekommen,
um sich an der Findung einer optimalen Lösung beteiligen zu können. Erst anschließend
wollten wir dann den Erdgasanschluss diskutieren. Dies nicht deswegen, weil wir grundsätzlich
gegen den Erdgasanschluss sind, sondern weil wir es nicht einsehen, ein
Wirtschaftsunternehmen - nämlich die Erdgas Südbayern GmbH - mit Steuergeldern von über
400.000 DM zu bezuschussen. Anderen Energielieferanten schenken wir ja auch kein Geld.
Zudem kommt dieser Zuschuss ja nur einem Teil der Gemeindebürger zugute, da auf
absehbare Zeit wohl nur der Zentralort angeschlossen wird. Außerdem spricht die seit Jahren
äußerst angespannte Finanzsituation des Marktes absolut gegen solch großzügige Geschenke.

Da Sie es geschafft haben, das diesbezügliche Engagement der Gemeinderäte in der letzten
Sitzung bereits im Keim zu ersticken, stellen die Gemeinderäte der Wählergruppe Um(welt)denken
hiermit folgende Anfrage an Sie:

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich verpflichtet, den Ausstoß an Kohlendioxid bis zum
Jahr 2005 im Vergleich zu 1990 um 25 % zu reduzieren. Einige Gemeinden - wie zum Beispiel
Pfaffenhofen an der Ilm - haben dies bereits erreicht. Welche Pläne haben Sie, damit auch
Markt Indersdorf bis 2005 dieses Ziel erreicht?


Themen und Ideen gibt es viele, ich nenne nur einige:
        Energieeinsparung in allen gemeindlichen Gebäuden!
        Was hat man diesbezüglich bei der Schulsanierung unternommen?
        Wurde beispielsweise ein Energiegutachten hierzu in Auftrag gegeben?
        Wie liegt der durchschnittliche Energieverbrauch in unserem neuen Rathaus (je qm und
        Jahr bzw. je Mitarbeiter und Jahr) und wie liegen wir hier im Vergleich zu anderen
        beispielhaften Bürogebäuden?
        Sind bei Betrieb von Kläranlage und Kanal alle Möglichkeiten der Energieeinsparung
        ausgeschöpft? Immerhin handelt es sich hier um jährliche Kosten von annähernd
        20.000 DM.
        Berücksichtigung der passiven Sonnenenergienutzung bei der Aufstellung von
        Bebauungsplänen!

        Klärschlamm vor Ort verrotten lassen statt ihn durch die Gegend zu fahren!

Mit dem Umweltausschuss haben wir in unserer Gemeinde ein eigenes Beratungsgremium für
derartige Themen. Leider wird diese Möglichkeit bisher nicht genutzt.

Ich bitte um Beantwortung meiner Anfrage in der nächsten Gemeinderatssitzung am 5.9.2001.

Mit freundlichem Gruß
Georg Weigl